Winterliches Grillvergnügen mit Gas
Bis zu welcher Außentemperatur ist dies möglich?
Immer besser isolierte Caravan und Wohnmobile, die große Vielzahl an Wintersportmöglichkeiten und deutlich bessere Kleidung bringen immer mehr Menschen auch im Winter ins Freie. Gesellige Zusammenkünfte werden organisiert, weshalb neben Punschabenden auch das eigentlich sommerliche Grillvergnügen seinen Weg in die kalte Jahreszeit gefunden hat. Um auch bei dieser Kälte Gemütlichkeit zu erzeugen, werden mit Gas betriebene Heizstrahler, Flammensäulen sowie große Gasgrills als Wärmequelle genutzt. Genau deshalb stellt sich die Frage, ob das Grillen mit Gas bei extremem Frost sicher und überhaupt möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
Kein Winter-BBQ mit Butan
Butan hat einen relativ niedrigen Brennwert, verbrennt aber sehr sauber und nahezu rückstandsfrei. Dies ist der Grund dafür, dass Butan für Gasfeuerzeuge eingesetzt wird, denn es verstopft die feinen Düsen nicht. Butan gefriert bei einer Temperatur von -138 °C, einem Wert, der auf der Erde nirgends natürlich vorkommt. Haken bei Butan ist, dass der Siedepunkt dicht am Gefrierpunkt von Wasser liegt, nämlich bei -0,5 °C. Dies bedeutet, dass Butan bei Temperaturen unter 0 °C vom gasförmigen in den flüssigen Zustand übergeht und somit als Brennstoff nicht mehr eingesetzt werden kann. Butan bleibt also dem sommerlichen Grillvergnügen vorbehalten. Hier leistet der Brennstoff exzellente Arbeit, insbesondere beim original american BBQ. Durch den niedrigen Brennwert kann Fleisch mit Butan sehr gut bei moderaten Temperaturen und damit extrem langsam, über viele Stunden gegart werden, ohne es zu verbrennen – so wie es beim BBQ aus den USA verlangt ist.
Von der Arktis bis zur Antarktis: Grillen mit Propan
LPG, oder auch Propan genannt, ist im Vergleich zu Butan die deutlich bessere Alternative für den winterlichen Grillspaß. Der Gefrierpunkt von LPG liegt bei -188 °C. Dieser Wert kann nur unter Laborbedingungen erreicht werden.
LPG-Propan siedet bei -42 °C. Ist der Brennstoff wärmer als diese Temperatur, ist er gasförmig und somit auch zum Heizen zu gebrauchen, egal ob im Grill, im Heizstrahler oder der Heizungsanlage im Haus. In unseren Breitengraden werden Temperaturen von -42 °C nie erreicht. Allerdings: Willst Du am Südpol grillen, kann dies problematisch werden, denn dort beträgt die durchschnittliche Wintertemperatur rund -49 °C.
Und es gibt immer wieder Wetterphänomene, so wie der Blizzard im Winter 1978/79, bei dem am Ural -58,1 °C gemessen wurden. Im Deadman Valley und in Rabbit Kettle in den kanadischen Nordwest Territorien wurden nach einer Störung der Polarwirbel -50 °C gemessen – am zweiten Weihnachtstag 2021. Dort hielten sich über Wochen Werte von -40 °C, die sich sogar bis nach British Columbia ausbreiten konnten. Aber allen Ernstes: Wer will bei einer derartigen Saukälte oder mitten in einem Blizzard schon im Garten grillen?
Probleme bei Wintergrillen durch Technik und Physik
LPG gefriert nicht, zumindest nicht außerhalb eines Labors. Und im Normalfall ist Propan immer in seinem gasförmigen Aggregatzustand verfügbar, weil es hierzulande einfach nicht kalt genug ist. Trotzdem kommt es immer wieder dazu, dass der Grill nicht will, die Heizungsanlage ausfällt und der Heizstrahler auf der Terrasse nur Kälte versprüht.
Die Ursachen für diese Störungen sind in der Physik und der Technik zu finden. Eine Ursache kann die Entnahmemenge sein. Ist es draußen richtig frostig kalt und es werden große Mengen Gas benötigt, kann dies eine fatale Kombination sein. Die große Menge entnommenen Gases verursacht durch die hohe Fließgeschwindigkeit eine Abkühlung, sprich einen Temperaturabfall im Gastank. So kann es tatsächlich dazu kommen, dass bei Außentemperaturen von lediglich -20 oder -25 °C das Propan vom gasförmigen in den flüssigen Zustand wechselt und dann als Brennstoff unbrauchbar ist.
Wasser in der Gasflasche
Ein viel häufiger anzutreffendes Problem ist die Luftfeuchtigkeit. Gasflaschen, die sich in 8 kg oder 11 kg in großen Mengen verkaufen, werden an industriellen Abfüllstationen nachgeladen. Bei jeder erneuten Füllung werden circa 99,99 % Propan und nur 0,01 % Luft eingefüllt. Allerdings kann diese verschwindend geringe Menge schon zu viel sein. In dieser winzigen Luftmenge ist Wasser als natürliche Luftfeuchtigkeit enthalten. Wurde die Gasflasche nach ihrer Herstellung bereits mehrere Male befüllt, schlägt sich diese Luftfeuchtigkeit als Kondensat auf den Innenwänden der Flasche nieder. Wird nun eine größere Menge Propan entnommen, wird dieses tropfenförmige Kondensat mitgerissen. Durch die frostigen Außentemperaturen, verstärkt durch die zusätzlich Abkühlung aufgrund der Entnahme, gefrieren diese Wassertropfen – vorwiegend im Druckregulator, in der Füllstandsanzeige oder in seltenen Fällen direkt in der Düse. Damit ist die Gasanlage eingefroren und der Grillspaß wird wohl ausfallen müssen.
Frost im und Eis auf dem Propangastank – kalte Gasflaschen
Propantankfrost entsteht durch den Verdampfungsprozess, wenn das Flüssiggas den Stahlwänden des Tanks Wärme entzieht, um zu sieden und zu verdampfen. Dadurch werden die Tankwände kalt, da der Siedevorgang bei -42 °C stattfindet. Kombiniert man dies mit einer gewissen Umgebungsfeuchtigkeit, so entsteht Frost auf dem Propantank.
Eis auf dem Propantank ist das Ergebnis des Verdampfungsprozesses, bei dem das Flüssiggas den Stahlwänden des Tanks Wärme entzieht, um zu kochen und zu verdampfen. Kombiniert man dies mit etwas Umgebungsfeuchtigkeit und lässt es lange genug stehen, entsteht Eis auf einem Propantank.
Genau deshalb ist die Flasche mit Propangas immer kalt – auch im heißen Sommer. LPG-Propan ist kalt oder fühlt sich kalt an, weil es den gleichen Verdampfungsprozess hat. LPG-Propan wird unter Druck als Flüssigkeit in einer LPG-Propangasflasche gelagert. Damit der Brennstoff diesen Aggregatzustand erreichen kann, wird Propan unter immensem Druck abgefüllt. Nur durch den Druck wird Propan flüssig. Dieser ist abhängig von der Umgebungstemperatur. Bei etwa 30 °C hat eine Gasflasche mit Propan etwa 10 bar auszuhalten, bei 0 °C sind es lediglich 4 bar.
Bei der Entnahme verwandelt sich Propan wieder in ein Gas, indem es zu Gasdampf siedet und somit überhaupt als Brennstoff nutzbar wird. Um sieden zu können, entzieht das flüssige LPG-Propan den Stahlwänden der Gasflasche Wärme, wodurch sich eine LPG-Propan-Flasche kalt anfühlt.
Grillen bei Blizzard, am Südpol und Tiefstwerten von -60 °C – Schlussgedanken
Willst Du auch am Südpol grillen, musst Du von Propan auf Methan umsteigen. Methan besitzt einen Siedepunkt von -161,6 °C und friert erst bei -182 °C ein. Allerdings bildet das farb- und geruchlose Methan zusammen mit der Luft ein leicht entzündliches, hochexplosives Gemisch, weshalb Methan nicht als Brennstoff für Freizeitvergnügen genutzt wird. Bis zur nächsten Eiszeit wird wohl noch eine Weile vergehen, weshalb wir bis dahin für das winterliche Grillvergnügen weiter Propangas nutzen sollten.
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