Qualitätssiegel für Geflügel
Eine gute Qualität ist vielen Menschen wichtig. Dies gilt auch bei Lebensmitteln wie dem Geflügel. Nicht jeder ist natürlich ein Fachmann, um die Qualität von Ware beim Einkauf zu bewerten. Qualitätssiegel für Geflügel können auch bedeuten, dass schon bei der Tierhaltung gewisse Voraussetzungen erfüllt werden müssen, um das Siegel überhaupt zu erhalten. Dies ist für einen Kunden im Geschäft kaum nachprüfbar, weswegen Qualitätssiegel auch Sicherheit bieten. Ob die Voraussetzungen dann auch wirklich erfüllt wurden, prüfen unabhängige Behörden oder Prüfer. Allerdings gibt es auch nicht gesetzlich geregelte Bezeichnungen, welche nur den Eindruck guter Qualität oder Überwachung der Haltungs- und Aufzuchtbedingungen vorgaukeln sollen. Wer die Qualitätssiegel für Geflügel kennt, ist beim Geflügel kaufen natürlich im Vorteil. Da Geflügel zum Grillen in Deutschland sehr beliebt ist, wollen wir vom Grill-Kenner-Team die wichtigsten erklären. So weißt Du was sie bedeuten und wie Du gute Qualität für das Grillen von Geflügel bekommst. Dazu erklären wir auch, welche Bezeichnungen nur wenig oder gar keine Aussagekraft haben.
Inhaltsverzeichnis
Welche Kennzeichnungen und Handelsklassen für Geflügel gibt es in Deutschland?
Die deutsche Handelsklassenverordnung teilt Geflügel in fünf verschiedene Kategorien ein. Dabei wird im folgendem unterschieden:
- Geflügel
- Geschlachtetes Geflügel
- Geflügelfleisch
- Geflügelteile
- Innereien von Geflügel
Die Qualität der einzelnen Kategorien werden in drei Güteklassen bewertet – Güteklasse A, B oder C. Die Güteklasse A wird für die beste Qualität vergeben. Güteklasse B steht für mittlere Qualität und C bildet das Schlusslicht. Die Einteilung der Güteklassen erfolgt nach wichtigen physikalischen, optischen und sensorischen Merkmalen. Hierbei stellen der Gesamteindruck, der Fleischansatz von Schenkel- oder Brustpartie, sowie die Fettabdeckung wichtige Beurteilungskriterien dar.
Mängel an der einwandfreien Qualität führen zu Minderungen bei der Güteklassen Einteilung, zum Beispiel durch Verfärbungen, Verletzungen, Frostbrand oder Stoppelfedern. Dementsprechend bedeuten die einzelnen Handelsklassen:
- A: Beste Qualität, Federn sind einwandfrei gerupft oder nur gering vorhanden. Fett ist entsprechend der Kategorie gleichmäßig verteilt – abhängig von dem Alter und der Art des Geflügel. Es gibt keine Verletzungen oder Verfärbungen.
- B: Hier sind leichte Verletzungen oder Verfärbungen der Haut erlaubt. Es muss sich jedoch um gesunde Tiere handeln.
- C: Geflügel der Güteklasse C wird für industrielle Weiterverarbeitung verwendet.
In Deutschland wird nur Geflügel der Güteklasse A im Handel angeboten.
Label Rouge als Qualitätssiegel für Geflügel
Aus dem Wunsch auf mehr traditionelle und naturnahe Tierhaltung entstand 1965 das Label Rouge in Frankreich. Ursprünglich nur für Geflügel geschaffen umfasst es inzwischen auch andere land- und fischereiwirtschaftliche Erzeugnisse. Dazu gehören auch Wurstwaren, Milch- und Käseerzeugnisse, Gemüse und Obst, Fisch und Meeresfrüchte sowie das Fleisch von Schweinen, Rindern, Kälbern und Lämmern.
Es handelt sich bei dem Label Rouge um ein amtliches Gütesiegel – welches im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums Frankreichs vergeben wird. Das Label Rouge zeichnet ein bestimmtes Produkt und nicht einen Erzeuger aus.
Um das Label Rouge zu erhalten müssen drei wichtige Merkmale erfüllt werden:
- Perfekte Qualität in Geschmack und Hygiene sowie nach ernährungswissenschaftlicher Sicht.
- In allen Stadien der Erzeugung strenge Kontrollen des erzeugenden Betriebs, des Futters bis hin zum Verkauf.
- Größtmögliche Sicherheit für Verbraucher.
Für Geflügel finden dazu die Vorschriften des „Volailles fermières Label Rouge“ Anwendung:
- Die Fleischrasse des Geflügels muss langsam wachsend sein und qualitativ hochwertiges Fleisch bieten.
- Die Haltung der Tiere muss in kleinen Gruppen im freien oder freilaufend erfolgen.
- Tier- oder Fischmehl sind als Futter nicht erlaubt. Es muss zu 70 bis 80% aus Korn oder Mais bestehen. Eine Ergänzung des Futters ist nur mit pflanzlichen Eiweiß gestattet.
- Erst wenn das Geflügel die Geschlechtsreife erreicht hat, darf es geschlachtet werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Geflügel werden die Tiere deshalb gut doppelt so alt.
- Ferner garantieren regelmäßige hygienische und bakteriologische Kontrollen der Schlachtbetriebe die Unbedenklichkeit des Geflügels.
Keine gesetzlich definierten Haltungsangaben
Um den Verkauf von Geflügel zu verbessern, finden sich auf Verpackungen oder Webseiten häufig auch vom Gesetz aus nicht definierte Angaben zur Haltung der Tiere. Das kann zum Beispiel „tiergerecht, artgerecht oder bäuerlich“ sein. Was der Erzeuger damit meint ist nicht geregelt. Oft wird hier nur eine besondere Haltung suggeriert.
Rechtlich geschützte Haltungsangaben
Entgegen der unverbindlichen Haltungsangaben gibt es aber durch EU-Verordnungen einige Formulierungen, welche genau definiert sind und die Einhaltung von Mindestanforderungen voraussetzen. Auf diese verlässlichen Angaben sollte beim Geflügel kaufen geachtet werden:
- Freilandhaltung: Hierzu bedarf es je Hähnchen 1 Quadratmeter Auslauf. Für Pute gelten sogar 4 Quadratmeter je Tier. Der Futter – Getreideanteil beträgt dabei 70%. Bei der Hähnchenmast im Stall muss 1 Quadratmeter höchsten 13 Tieren zur Verfügung stehen.
- Extensive Bodenhaltung: Hierbei teilen sich 15 Tiere 1 Quadratmeter Stallfläche. Die Mastzeit beträgt bei Hähnchen 56 Tage, bei Puten 70 Tage.
- Bäuerliche Freilandhaltung: Bei dieser Angabe erhält das Hähnchen 2 Quadratmeter Auslauffläche, eine Pute 6 Quadratmeter. Auch die Mastdauer verlängert sich bei Hähnchen auf 81 Tage, bei Puten sogar 140 Tage. Dazu werden noch langsam wachsende Rassen verlangt.
- Bäuerliche Freilandhaltung – unbegrenzter Auslauf: Hier gelten die Mindestanforderungen der bäuerlichen Freilandhaltung, zusätzlich erhalten die Tiere am Tage jedoch unbegrenzten Auslauf.
Ökologische Geflügelhaltung
Die EU-Öko-Verordnung definiert auch die Mindestanforderungen für ökologische Geflügelhaltung. Dabei muss das Futter ökologisch erzeugt werden und darf keine Gentechnik enthalten. Die extensive Produktionsweise verlangt eine längere Aufzucht der Hähnchen von 81 Tagen und je Quadratmeter Stallfläche nur bis zu 10 Tiere. Dazu beträgt die Auslauffläche für ein Hähnchen im freien 4 Quadratmeter. Staatlich zugelassenen Stellen kontrollieren dabei neutral alle Prozessstufen auf Einhaltung der Mindestanforderungen.
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